Im Interview spricht Ellen, Expertin für Sustainable Supply Chain Management bei Jungheinrich, über die Zusammenarbeit mit der Initiative for Responsible Mining Assurance.
Als erster Intralogistiker ist Jungheinrich im Frühjahr 2024 der Initiative for Responsible Mining Assurance (IRMA) beigetreten. Die globale Initiative setzt sich für die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards bei der Gewinnung von Rohstoffen ein. Aber, wie sieht die Zusammenarbeit in der Praxis aus, welche Themen treibt die IRMA aktuell voran und wo liegt der Fokus von Jungheinrich? Jungheinrich Lieferketten-Expertin Ellen gibt Antworten auf diese und weitere Fragen.
„Wir befinden uns aktuell noch in einer intensiven Lern- und Kennenlernphase. Sie ist vor allem geprägt vom Lernen, Verstehen und der Identifikation möglicher Engagement-Formate. Wir nehmen auch regelmäßig an den monatlichen Buyer Groups Meetings teil, in denen ein sehr konstruktiver Dialog stattfindet. Natürlich braucht das Networking Zeit – da stehen wir noch am Anfang. Besonders wertvoll ist für uns derzeit der direkte Austausch mit anderen IRMA-Mitgliedern, beispielsweise mit großen deutschen Automobilisten. Außerdem arbeiten wir bereits bei konkreten Kampagnen mit, zum Beispiel am IRMA Buyers Group Letter to Mining Companies. Hierbei schickt die IRMA als Kollektiv einen Brief an ausgewählte Minen, um auf das IRMA-System aufmerksam zu machen und dafür zu werben, sich nach dem IRMA-Standard auditieren zu lassen.“
„Der Austausch war sehr spannend. Dort kamen etwa 80 Vertreterinnen und Vertreter innerhalb der IRMA zusammen – von der Bergbauindustrie über nachgelagerte Käufer, NGOs, betroffene Gemeinden, Gewerkschaften und Investoren bis hin zu Beratungsdienstleistern. Im Fokus stand die Frage, wie die IRMA es erreichen kann, dass noch mehr Minen nach dem IRMA Standard auditiert werden. Was wird benötigt, um das IRMA-System noch weiter zu skalieren? Aktuell sind 100 Minen im IRMA-System, 90 Prozent davon aufgrund von Kundenanforderungen. Neben Lithium-Minen stehen auch weitere Rohstoffe wie Kobalt, Nickel, Graphit, Mangan oder Kupfer im Fokus.
Ein zweiter Schwerpunkt war das Thema Rückverfolgbarkeit bestimmter Rohstoffe. Die IRMA hat kürzlich einen eigenen Chain of Custody-Standard herausgebracht. Auch hier steht die IRMA noch am Anfang, aber erste Pilotprojekte laufen bereits. Mein Eindruck war, dass dieses Thema stark von den Käufern, insbesondere den Automobilherstellern, vorangetrieben wird.
Besonders wertvoll fand ich auch das World Café Format mit kleinen Gruppendiskussionen, bei denen jeweils ein Vertreter der sechs Stakeholdergruppen dabei war. Dies ermöglichte einen echten Perspektivwechsel. Ich fand es zum Beispiel sehr interessant, mit Minenbetreibern an einem Tisch zu sitzen und zu verstehen, wie umfangreich und weitreichend ein IRMA-Audit für die Minenbetreiber ist und wie es strategisch genutzt werden kann.“
„Wer Mitglied wird, verpflichtet sich, konkrete Maßnahmen zur Förderung eines verantwortungsvollen Bergbaus zu ergreifen. Vertreter des Bergbausektors müssen innerhalb eines Jahres nach ihrem Beitritt zur IRMA einen Auditprozess in mindestens einer Mine einleiten. Als Einkaufsmitglied verpflichten wir uns, die Bergbauunternehmen zu ermutigen, sich an der IRMA zu beteiligen und ihre Minen durch unabhängige Dritte bewerten zu lassen.
Unser Fokus liegt auf Lithium. Aktuell sind bereits 40 Prozent der weltweiten Lithiumproduktion im IRMA-System. Wir kommen einer kritischen Masse also immer näher. Das übergeordnete Ziel ist es, unsere Lithium-Lieferketten vollständig zu identifizieren – also alle Partner entlang der Kette zu kennen – und darauf hinzuarbeiten, dass alle Minen, aus denen wir Lithium beziehen, nach dem IRMA-Standard auditiert werden. Das ist sicher noch ein weiter Weg, aber ein wichtiger und richtiger. Denn damit hätten wir einen großen Schritt hin zu transparentem, inklusivem, umwelt- und sozialverträglichem Rohstoffabbau für einen für uns sehr relevanten Rohstoff erreicht. Wir sind überzeugt, dass IRMA dafür genau der richtige Partner ist.“